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Weltweite Analyse: Deutscher Strom trotz Preisplus nicht mehr am teuersten

23.04.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verivox.

Die Strompreise in Deutschland gehören zu den höchsten der Welt – belegen mit Rang 9 aber nicht länger den Spitzenplatz. Für private Verbraucher ist das nur wenig tröstlich. Denn Strom ist heute 3 Prozent teurer als noch vor drei Jahren. Im europäischen Vergleich ist Deutschland dennoch gut durch die Energiekrise gekommen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Preisanalyse von 147 Ländern, die das Vergleichsportal Verivox auf Basis der Daten des Energiedienstes Global Petrol Prices durchgeführt hat.

Nominaler Strompreis in Bermuda am höchsten, am günstigsten im Iran

Den teuersten Strom im internationalen Vergleich beziehen private Haushalte in Bermuda. Im ersten Quartal 2024 kostete eine Kilowattstunde (kWh) dort nominal 42,52 Eurocent.

Wie auch in vielen anderen Inselstaaten ist Strom auf den Bermudas sehr teuer. Aufgrund ihrer geografischen Lage können diese Länder keinen Strom importieren und eine Stromproduktion in großem Maßstab ist aufgrund ihrer geringen Bevölkerungszahl nicht möglich.
Neven Valev, Research Manager bei Global Petrol Prices

Auf dem zweiten Platz liegt Italien mit einem kWh-Preis von 41 Cent. Es folgen die Kaimaninseln (39,91 Cent), Irland (39,40 Cent) und Liechtenstein (36,26 Cent). Deutschland befindet sich im Ranking gemeinsam mit Belgien auf Platz 9. Zahlten deutsche Verbraucher 2021 mit 31,80 Cent noch die höchsten Strompreise der Welt, werden für eine Kilowattstunde Strom derzeit 32,80 Cent fällig. Das ist ein Plus von 3 Prozent.

Im weltweiten Vergleich nominal am günstigsten ist Strom aktuell im Iran. Eine Kilowattstunde kostet hier umgerechnet 0,23 Eurocent, gefolgt vom Sudan mit 0,51 Cent. In Syrien (0,53 Cent), Äthiopien (0,57 Cent) und Libyen (0,76 Cent) liegen die Kosten ebenfalls unter einem Cent je Kilowattstunde.

Im weltweiten Durchschnitt kostet Strom aktuell 14,31 Cent und damit 23 Prozent mehr als noch 2021 (11,62 Cent). In der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer legten die Strompreise im Schnitt um 21 Prozent zu (von 13,13 auf 15,84 Cent).

Kaufkraftbereinigte Strompreise: Deutschland zweitteuerster G20-Staat

Unter Berücksichtigung der Kaufkraft liegen die Strompreise in Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 21 (2021: Platz 15). In der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer belegt Deutschland kaufkraftbereinigt Platz 2 (2021: Platz 1) hinter Italien. Wie stark die Einbeziehung der Kaufkraft den Strompreis verändert, zeigt folgendes Beispiel: Während Verbraucher in Deutschland nominal rund 5 Prozent weniger für Strom bezahlen als Verbraucher im Nachbarland Dänemark, kostet er kaufkraftbereinigt hierzulande sogar 13 Prozent mehr.

In anderen Ländern mit vergleichbarem Lebensstandard zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Preisunterschiede wachsen kaufkraftbereinigt zum Teil deutlich – im Vergleich mit den USA beispielsweise um 71 Prozentpunkte, mit Schweden um 21 Prozentpunkte und mit den Niederlanden um gut 6 Prozentpunkte. In vielen Ländern mit hohem Lebensstandard ist Strom kaufkraftbereinigt zudem mindestens um die Hälfte günstiger als hierzulande. Dazu gehören Finnland, USA, Kanada und Norwegen.

Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten ist Strom in Sierra Leone, Sri Lanka, Kap Verde, gefolgt von Kolumbien und Italien, am günstigsten im Iran, Äthiopien und Sudan.

Europa: Deutschland kommt besser durch die Energiekrise

Im europäischen Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom nominal derzeit 23,98 Cent, vor Ausbruch der Energiekrise waren es im Jahr 2021 durchschnittlich 19,09 Cent. Damit hat sich Strom EU-weit durchschnittlich um gut ein Viertel (26 Prozent) verteuert. Die einzelnen Länder innerhalb der Europäischen Union sind jedoch unterschiedlich gut durch die Krise gekommen. So legten die Strompreise in Italien um 82 Prozent zu, in Estland um 72 Prozent, in Irland um 63 Prozent. In Frankreich, Tschechien und Österreich liegen die Zuwachsraten ebenfalls über 50 Prozent. Deutschland steht mit einem Plus von 3 Prozent vergleichsweise gut da. Nur in Malta, Luxemburg, Spanien, Ungarn und Portugal änderten sich die Strompreise entweder gar nicht oder sind sogar gesunken.

Deutschland ist unterm Strich deutlich besser durch die Energiekrise gekommen als viele andere Länder. Trotzdem gehören die Strompreise hierzulande nach wie vor zu den höchsten weltweit und belasten die Haushalte deutlich stärker als in vielen anderen Ländern mit vergleichbarem Lebensstandard.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox

Methodik

Die Strompreise für 147 Länder (Stand: 1. Quartal 2024) wurden bereitgestellt von Global Petrol Prices (GPP). Der Energiedienst analysiert die Preisangebote für Neukunden von ausgewählten Stromanbietern und erstellt daraus einen nationalen Durchschnitt. Um den länderspezifischen Besonderheiten (Marktanteile, Durchschnittsverbräuche) gerecht zu werden, beziehen die Ökonomen von Global Petrol Prices auch die Daten staatlicher Behörden mit ein. Die Strompreisdaten berücksichtigen zudem etwaige staatliche Maßnahmen zur Dämpfung von Preisspitzen in der Energiekrise. Analysiert werden ausschließlich Länder, für die Daten aus mehreren unabhängigen und vertrauenswürdigen Quellen verfügbar sind.

Sonderfall Simbabwe: Auf Anraten von Global Petrol Prices wurde das Land nicht in der Analyse berücksichtigt. Zwar sind die Strompreise in der Landeswährung transparent zugänglich. Da es aber einen dualen Währungsmarkt mit einem offiziellen Wechselkurs und einem Marktkurs gibt, kann der Strompreis in Euro nicht validiert werden.

Um zusätzlich zu den nominalen Strompreisen auch das unterschiedliche Preisniveau der Länder zu berücksichtigen, hat Verivox in einer zweiten Rechnung die Strompreise mithilfe der von der Weltbank 2022 (drei Länder mangels aktuellerer Daten aus 2021, fünf Länder ohne Datenpunkt) herausgegebenen Umrechnungsfaktoren zur Kaufkraftparität (KKP) in die gemeinsame Kunstwährung "International Dollar" überführt. Der KKP nivelliert die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern, indem es die Anzahl der Einheiten der gemeinsamen Währung angibt, die benötigt wird, um in jedem Land das gleiche Volumen zu kaufen.

Bild: Markus Winkler (Unsplash, Unsplash Lizenz)

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